Vor mir liegt eine lange Liste. Rechts stehen die Nachnamen, links die Vornamen.
Alle untereinander geordnet.
Alle durchgestrichen.

Ich suche nicht einen Namen, ich suche den Namen.
Und jeder, der eine Geschichte schreibt, weiß, was ich damit meine.

Er soll modern sein, aber nicht übermäßig häufig vorkommen, vielleicht ungewöhnlich aber nicht außergewöhnlich sein und diesen besonderen, guten Klang haben – was das auch immer im Detail heißen mag (ihr wisst, wovon ich spreche).
Ich bin nicht eine von denen, die regelmäßig über den Friedhof geht.
Friedhöfe verzeichnen nämlich meiner Erfahrung nach zum Großteil so topmoderne Vornamen wie Erna, Gustav oder Margarete und so wirklich kreative Nachnamen wie Müller, Kaiser oder Hermann.
Und dann noch solche Namen, bei denen man dreimal hinschauen und sie zweimal laut vorsagen muss, um sie überhaupt in Gänze zu erfassen.
Außerdem: Wer bitte schön möchte schon den Namen eines kleinen Jungen, der mit sechs Jahren bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben kam, übernehmen?

Dass Hitlisten für Babynamen ebenfalls nur bedingt weiterhelfen, versteht sich auch von selbst: Wenn schon ein Drittel der Kinder im Vorschulalter Lea heißen – wer will dann auch noch seine Protagonistin so nennen?
Ich nicht.

Stattdessen durchstöbere ich mit Vorliebe die Übersichten meiner Seminarteilnehmer oder die vierhundertdreiundfünfzig Namen von Freunden eines Freundes auf Facebook.
Wobei das auch mühselig ist und zu schwierigen Assoziationsketten führen kann. (Ich führe das an dieser Stelle nicht weiter aus…)

Letztens bin ich extra an einen Ort gegangen, wo es nur so von Namen wimmelt:
Die Buchhandlung.
Wobei mich dann doch Titel, Cover und nicht zuletzt dieses eine Buch, in das ich schon immer mal ganz kurz reinlesen wollte, vom eigentlichen Ziel meines Besuches haben weit abdriften lassen…

Vielleicht ist es aber auch gerade diese krampfhafte Suche der Fehler, der mich am Ziel stets vorbeiführt?
Denn egal mit welcher Strategie man herangeht, ist es nicht doch zuletzt so wie mit Zauberstäben:
Der Name erwählt die Figur, die ihn tragen soll. 
Denn wenn wir den Namen hören, ahnen wir bereits, welche Figur sich dahinter verbirgt.

Meine Suche wird sich fortsetzen.
Wie findet ihr den einen Namen, den der Held eurer Geschichte tragen wird?

Photo by Pixabay

17 Antworten auf „Namenstag

  1. Wenn ich etwas so überhaupt nicht kann, dann das. Selbst bei Projekten, wo ich umfangreiche Namensrecherchen ausgeführt, Listen erstellt und Vergleichscastings durchgeführt habe, endete doch alles nur in einem unentschlossenen Tal der Tränen. Ich war bisher so gut wie nie mit einem Namen in meinen Geschichten zufrieden. Weniger Ausnahmen natürlcih abgesehen.
    Umso interessanter ist es, da bei Dir mal Einblick zu erhalten :-)

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    1. Puh, das klingt ja nach harten Auseinandersetzungen! Meistens finde ich irgendwann das, wonach ich gesucht habe. Leider fehlt es diesen Entscheidungen mitunter an Dauerhaftigkeit. Gerade überlege ich, einer meiner beiden Protagonistinnen (Monique aus der Leseprobe) einen neuen Nachnamen zu geben…

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      1. Ist halt so nein sehr spezielles Problem. Das mit der Dauerhaftigkeit kenne ich. Oft krsitallisiern sich 2-3 Favoriten raus und selbst wenn eine Entscheidung gefallen ist, gerät sie immer wieder ins Wanken XD

        Gibt es in diesem Fall einen Grund für den neuen Nachnamen?

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      2. Einen konkreten Anlass kann ich nicht definieren. Ich bin letztens einfach „drübergestolpert“. Das blöde ist, Monique ist Französin und ich stehe da und denke mir: Woher französische Nachnamen nehmen?

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      3. Ja, nicht so einfach. Ausländische Namen google ich immer und nehme arbeite dann mit dem, was die Trefferliste hergibt. Manchmal ist das gut, manchmal bringt äußerst magere Ausbeute. Was besseres hab ich da auch noch nicht gefunden. Landesbibliothek und Universitätsbibliothek wollte ich beizeiten mal wieder aufsuchen. Zwar eigentlich nicht deswegen, aber jetzt finde ich die Frage interssant, inwieweit dort was namensfragentechnisch relevantes zu finden ist. *g*

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      4. Mir fällt da jetzt sofort Moire ein… aber nur weil ich den Sänger Emmanuel Moire aus Frankreich so gern mag 😄 aber Monique Moire kling schön finde ich.

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      5. Da habe ich zwei Probleme: Ich bin mir unsicher, wie man Moire ausspricht, da ich nie Französisch gelernt habe XD und ich bin meistens abgeneigt, Vor- und Nachnamen mit demselben Buchstaben beginnen zu lassen… Aber dennoch vielen Dank für den Input :)

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  2. Bisher gab es da zum Glück keine Probleme. Meist trage ich die Geschichte bereits eine ganze Weile mit mir rum und dann sind die Namen plötzlich da. Das passiert ganz automatisch und ich ändere sie danach auch nur selten. 😊 Bei ausländischen Namen schau ich zumindest, ob es passt oder was sie bedeuten. Ich wünsch dir aber viel Erfolg bei der weiteren Suche. 😃👍

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  3. Ich finde Namen irgendwie nicht so schwierig. Klar ich sitze ein paar Stunden vor diversen Babynamenseiten, aber meist weiß ich welche Bedeutung passen könnte/aus welcher Sprache der Name stammen könnte (Ein Kind das zB. in Deutschland lebt seit Generationen Vorfahren aus dem Norden hat und dann plötzlich den afrikanischen Namen Adofo hat? Ist ein extrem Beispiel aber ich glaube ihr versteht.) Der Klang ist für mich eher nachrangig, aber ich weiß das ich da relativ alleine bin. Auch von mir noch viel Glück bei der Suche.

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  4. Bei der Namenssuche habe ich meistens viel Glück. Manchmal schwirrt mir ein Name, der mir sehr gefällt, im Kopf herum, meist bennene ich die Charaktere meiner Geschichte nach realen Personen, die ähnliche Attribute aufweisen. Besonders bei Suche nach einem passenden Nachnamen kann ich mir damit gut behelfen.

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