Du kannst nicht einfach schreiben, was du willst.
Eine Geschichte braucht eine in sich konsistente und logisch-nachvollziehbare Welt.
Zusammenhänge, die du als Autor schaffst, müssen auch zusammenpassen.

Wenn ich mir dieses Credo genau anschaue, erscheint mir das Schreiben einer fantastischen Geschichte als hochwissenschaftliche Herausforderung!
Allein die Erwähnung eines fliegenden Drachen müsste Berücksichtigung in der Evolutionsgeschichte finden, biologische und aerodynamische Besonderheiten erläutert sowie physikalische Gesetze berücksichtigt (und gegebenenfalls angepasst) werden. Ganz zu schweigen davon, wenn dieses Wesen auch noch Feuer spucken soll.

Das wäre wohl alles etwas viel.
Mal abgesehen von der natürlichen Hürde, vor der beinah jeder Sprachbegabte steht, wenn er sich der mystischen Welt der Zahlen (Mathematik, Physik, Chemie) zuwenden will.

Zum Glück kommt uns der Leser auf dem Weg in eine fantastische Welt ein Stück entgegen.
Wenn er ein Buch aufschlägt, das offensichtlich im Fantasy-Genre angesiedelt ist, stellt er sich bereits darauf ein, mit fliegenden Drachen konfrontiert zu werden. Und wenn der auch noch Feuer speit, ist das nichts Außergewöhnliches.
Der Leser nimmt bestimmte Dinge schlicht als gegeben hin, ohne eine umfassende Erläuterung zu erwarten. Und er tut es auch noch, wenn der Drache statt Feuer, Wasser, Schnee oder Regenbogen auswirft.
Leser und Autor gehen einen imaginären Vertrag ein, bei dem der Leser darauf vertraut, dass der Autor eine glaubwürdige Geschichte schreibt und der Autor darauf vertraut, dass der Leser eine wohlwollende Einstellung zu dem hat, was der Autor schreibt – sprich, daran glaubt, dass es in dieser fantastischen Welt nun mal fliegende Drachen gibt (die auch Feuer spucken).
Und das unabhängig von physikalischen Gesetzen oder umfassenden pseudowissenschaftlichen Erläuterungen.

Wie ungewöhnlich und unwahrscheinlich diese Welt auch sein mag, der Leser glaubt an sie, solange wir sie glaubhaft beschreiben.
Deshalb muss die Geschichte einer inneren Logik folgen. Dinge, die offensichtlich nicht zusammenpassen, verletzen den Vertrag zwischen Autor und Leser und der Leser fällt vom Glauben an unsere Geschichte ab.

Es gibt nun zwei Möglichkeiten, diesem vorzubeugen:
Entweder müssen wir die Geschichte so schreiben, dass sie in jeder Hinsicht nachvollziehbar ist. Die Frage ist dann nur, was ist daran noch fantastisch?
Oder wir erklären uns. Mit einer guten Begründung ist Nachvollziehbarkeit in einer fantastischen Geschichte leicht herstellbar. Man muss sich nur eine gute, logisch nachvollziehbare Erklärung für diese unwahrscheinlichen Phänomene einfallen lassen.

Möglich ist viel – ich würde sogar behaupten – alles, man muss es nur logisch in die Geschichte einfügen und plausibel erklären können.

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16 Antworten auf „Was ist möglich?

  1. Also ich habe damals immer einfach los geschrieben. Mache ich heute zum Teil noch. Dann schreibe ich 700 Seiten auf und bearbeite sie so lange bis alles passt und logisch ist. Ich habe auch noch nie geplottet, weiß nicht mal wie das geht. 😂

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    1. Ich meine nicht, dass das zwingend notwendig ist, einen Plan beim Schreiben zu haben. Mir ging es eher darum deutlich zu machen, dass dem Schreiben von Geschichten keine Grenzen auferlegt ist – wenn man alles logisch zusammenfügen kann. Anstoß zu dieser Aussage hat ein Beitrag einer Bloggerin gegeben, die meinte, bestimmte Dinge gehen in Geschichten nicht, weil sie nicht logisch sind (zB Meerjungfrauen im Süßwasser). Und darauf hab ich gesagt: Doch! Man muss es nur logisch machen und eine passable Erklärung finden ;)

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      1. Das ist durchaus richtig. Ich habe dich schon verstanden und seien wir einmal ehrlich: es heißt Fantasy, weil es sehr stark von der Fantasie abhängt. Diese hat ihre ganz eigene Logik und wirft jene schon einmal über Bord. ;-)
        Ich wollte nur dezent darauf hinweisen, dass es auch Leute wie mich gibt, denen es beim Schreiben völlig egal ist, ob Meerjungfrauen Süß- oder Salzwasser brauchen. Wir schreiben einfach eine Geschichte, von der wir wissen, dass sie funktioniert, ohne eine Frage nach dem Warum zu stellen.

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  2. Genau, eine nachvollziehbare Erklärung reicht vollkommen für Fantasy. Am Anfang habe ich etwas zu viel Wissenschaftliches in den Weltenbau gesteckt. (Ich habe mir mal ein Astrophysikbuch ausgeliehen um zu klären wie ein Sonnensystem mit 12 Planeten funktionieren könnte. xD Schlussendlich hab ich dann gesagt, weil’s halt so ist^^)

    Heute überprüfe ich nur ob die Fakten ungefähr mit Physik, Chemie, etc. erklärbar sind.

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  3. Also ich finde deinen Beitrag sehr interessant, vor allem weil ich erst kürzlich ein Kommentar bekommen habe
    „Man sollte nur über das schreiben, was man selbst erlebt hat“ (das war sinngemäß das, was er mir hatte sagen wollen)
    gehe ich davon aus, kann ich doch gar nicht über Drachen schreiben, selbst wenn ich physikalisch alles verstehe ;)
    ich bin noch keinem Drachen begegnet :D also folge ich dieser Logik, dann ist es doch egal, ob ich es logisch erkläre oder nicht … immerhin habe ich es nicht erlebt und kann sowieso nicht darüber berichten

    oder anders gesagt: Hogwarts und Mittelerde existieren wirklich ;D

    nein, Spaß beiseite … es ist viel mehr die größere Herausforderung, kann ich es logisch erklären?
    auch wenn der Leser sich einfach seinen eigenen Part denken kann …
    dabei meine ich es ist schon möglich, dass Fantasy-Geschichten logisch sein können und damit trotzdem fantastisch
    denn wenn ich einfach schreibe, ich fliege auf einem Drachen und der wird plötzlich zu einem Einhorn
    das ist natürlich fantastisch, aber nicht logisch nachvollziebar … wenn ich schreibe der Drache verwandelt sich in einen Menschen, ist es immer noch fantastisch, doch immer noch nachvollziehbar, denn es gibt Gestaltwandler
    Also würde ich auch in Fantasy Geschichten alles logisch erklären, denn es sollte immer nachvollziehbar sein und nicht aus der Luft gegriffen

    Trotzdem ist man in fantastischen Geschichten immer noch etwas freier, weshalb ich es auch liebe sie zu schreiben. man kann sich einfach alle Wesen selbst ausdenken, denn man schafft sich immer eine neue Welt und sobald etwas in der eigenen Welt spielt, hat es eine eigene Logik und muss sich nicht an die Gesetze der Erde halten.

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    1. „oder anders gesagt: Hogwarts und Mittelerde existieren wirklich ;D“ Da musste ich lachen!
      Danke für deinen ausführlichen Kommentar.
      Mit dem selber erleben ist das so eine Sache. Wahrscheinlich bezog sich diese Aussage eher auf emotionale Erlebnis wie den Tod eines geliebten Menschen als die Erfahrung, auf einem Drachen zu fliegen. Das ist auf jeden Fall kein einfaches Thema, immerhin kann man sich bei solch emotionalen Sachen durchaus vertun, wenn man selbst keine Erfahrungen auf dem Gebiet hat. Ich nehme das als Denkanstoß, vielleicht kommt dazu auch demnächst ein Beitrag ;)

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      1. Vermutlich war die Kritik gegen mich auf so etwas bezogen, doch er hatte geschrieben „nur was man selber erlebt hat“ daher habe ich mir einfach die Freiheit genommen und diese persönliche Kritik gegen ihn gerichtet gehabt ;) (denn diese Kritik war keineswegs konstruktiv geschrieben)

        sehr gut :) ich freue mich davon zu lesen

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      2. Ja, das ist natürlich nicht so prickelnd, wenn Kritik nicht anständig formuliert wird -.-
        Ich glaube, dass Schreiben ziemlich langweilig wäre, wenn alle nur davon erzählen, was sie selbst erfahren haben ;)

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      3. vor allem, wenn es einmal geschrieben ist, dann ist es doch fertig, oder soll ich noch öfter darüber schreiben?

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