Ich bin Outliner. Und ich stehe dazu.

Des Öfteren wird mir für dieses Vorgehen Ungläubigkeit und Unverständnis entgegen gebracht wird. Das sei ja viel zu technisch, steif und schlicht unkreativ, so der versteckte Vorwurf. Das Idealbild einer schriftstellerischen Tätigkeit sieht nämlich so aus: Schreiben ist eine Kunst, in der der Autor, von sprachlicher Fantasie und Wortdrang gepackt, sich dem Schreibprozess hingibt, die Figuren bestenfalls ein Eigenleben entwickeln und die Geschichte selbst in die Hand nehmen.
Das Buch schreibt sich quasi im Rausch der Worte von selbst.

Ich will diese Vorstellung weder verneinen noch verteufeln. Sicherlich gibt es Autoren, die mit dem Ansatz des Discovery Writings bestens klarkommen und auf diesem Weg tolle Geschichte niederschreiben.
Aber es ist nur ein Weg und nicht für jeden gleichermaßen der beste.

Schreiben ist eine kognitiv komplexe Aufgabe, die sich nicht allein auf das Malen von Buchstaben beschränkt. Der Schreibprozess setzt sich zusammen aus Planen, Formulieren und Überarbeiten. Und das gleichzeitig und fortlaufend, in jedem Moment des Schreibens. Wir planen, was wir zum Ausdruck bringen wollen, formulieren dies durch Rückgriff auf unseren Wortschatz und unser Grammatikwissen ,und prüfen dabei stets, ob das, was wir geschrieben haben, unserer Planung entspricht und sich sinnhaft in den bereits vorhandenen Text eingliedert. Darauf aufbauend planen wir nun den nächsten Satz. Und immer so weiter.
Wir planen und überarbeiten  demnach nicht nur am Anfang beziehungsweise am Ende des Schreibens, sondern ständig, parallel zu jedem kleinem Formulierungsschritt.

Umso umfangreicher unser Schreibprojekt sich nun darstellt, umso aufwendiger wird das Planen und Überarbeiten während des Schreibprozesses.
Indem wir bereits zuvor Plotten, erleichtern wir diesen Vorgang. Umso detaillierter wir uns vorher Gedanken machen, was wir schreiben wollen, umso einfacher lässt es sich niederschreiben. Weil wir uns während des Schreibens weniger auf die Planung konzentrieren müssen, haben wir mehr Kapazitäten für das Formulieren und Überarbeiten übrig. Aus diesem Grund lassen sich auch Szenen, die wir bereits bildhaft vor unserem inneren Auge sehen, leichter zu Papier bringen, als jene Abschnitte, denen wir uns weniger intensiv zugewandt haben.

Eine detaillierte Plotplanung kann das Schreiben somit ungemein erleichtern und auch vor den gefürchteten Schreibblockaden bewahren. Andererseits gestaltet sich der kreative Prozess des Schreibens dadurch anders. Grundsätzlich ist Outlining nicht weniger kreativ als Discovery Writing. Unsere Kreativität findet nur schon vor dem Schreiben statt – nämlich vermehrt beim Plotten.
Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, das trotz aller Detailplanung das Schreiben Überraschungen offen hält. Denn keiner kann alles vorausplanen.

Eure Alex

Photo by Daniel McCullough on Unsplash

17 Antworten auf „Warum Plotten wichtig ist

  1. Wieder sehr interessant geschrieben. Mir gefällt, dass du die verschiedenen Varianten an Plottern/Schreibern gleichermaßen berücksichtigst. Auf diese Weise fühle ich mich angesprochen, ohne wirklich zu wissen, in welche Schublade ich gehöre bzw. gehören könnte.

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      1. Außerdem macht es doch auch irgendwie Spass die eigene Variante mit der anderer Leute zu vergleichen und sich darüber auszutauschen. :D

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  2. Ach ja, die ewige Debatte. Ich habe dem wenig hinzuzufügen. Während die Kreativität beim Planen fließen kann, geht sie beim Schreiben dennoch nicht verloren. Denn es verlaufen nicht alle Dinge immer nach Plan. Wenn ich merke, dass beim Schreiben etwas nicht so funktioniert, wie ich das gern hätte, oder mir etwas Tolles einfällt, heißt das nicht, dass ich mich starr an meinen Plan halte, was viele aber zu denken scheinen. Es gibt immer Aspekte, die man nicht bedacht hat, neue Gedanken, die auch ihren Platz finden wollen (und deren Berechtigung man prüfen muss), und diese Dinge ignoriert man auch als jemand, der plant, nicht.

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  3. Hallo Alex,
    das ist wieder ein sehr schöner Beitrag! Ich stimme dir mit dem was du sagst voll und ganz zu. Persönlich bin ich eher schludrig was das Plotten angeht und das merke ich auch. Ich habe nicht wirklich einen Plan von dem was als nächstes kommen soll oder nicht. Oder ob das was ich gerade fabriziere auch wirklich an dieser Stelle passt oder nicht. Dein Beitrag hat mir wieder vor Augen geführt, dass es vielleicht doch mal an der Zeit wäre es mit gründlichen Plotting und der gleichen zu versuchen. Auch wenn es vielleicht Anfangs etwas „öde“ wirken kann, ist es sicherlich eine enorme Hilfe, vor allem wenn man kaum Zeit für das Schreibprojekt hat und dennoch ab und an etwas Schreiben will. Das macht es dann beim schreiben vielleicht auch leichter, etwas spontanes und unerwartetes mit einzubringen. :)

    LG Sarah

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    1. Liebe Sarah,
      ich finde es auf jeden Fall deutlich einfacher, größere Arbeitspausen zu überbrücken, wenn man einen Plot hat und sich immer vor Augen führen kann, wo man gerade steht und was als nächstes passieren muss. Ich verliere so etwas nämlich schnell mal aus den Augen^^
      Liebe Grüße

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      1. Hallo Alex,
        ja, da stimmt da hast du recht. Es hört sich an als könnte man dadurch wirklich größere Pausen überbrücken! Und vor allem sieht man dann auch was man einbauen will, was als nächstes kommt und der Gleichen. :) Ich werd das bei nächster Gelegenheit mal versuchen, wer weiß vielleicht werde ich auch ein Plotter, haha. :)
        Mich würde auch interessieren wie das Plotten bei dir aussieht. :D Also wie du damit arbeitest und der Gleichen. Sieht das aus wie ein Storyboard für den Film/Serie usw.? Ja, ich verliere auch schnell den Überblick über Szenen die ich wichtig finde oder auch generell was ich gerne einbauen will.

        Liebe Grüße zurück.

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  4. Um das Thema gibt es wirklich Diskussionen? Wundert mich ja doch etwas. Am Ende ist der komplette Schreibprozess ja eher eine Frage darüber, was für den Einzelnen am besten funktioniert. Ich persönlich plotte kaum bis gar nicht. Wenn ich eine Idee habe, lasse ich die etwas reifen, bis ich genügend Kleinigkeiten zusammen habe, und dann geht es halt einfach los. Aber trotzdem merke ich zum Beispiel auch oft, dass es einfacher wird, wenn ich beispielsweise bereits ein Ende im Kopf habe oder mich an zwei bis drei Meilensteinen orientieren kann, auf die ich dann hinarbeite.
    Ich glaube, bei mir selbst, kommt es aber auch etwas aufs Genre an. Einen Krimi beispielsweise würde ich wohl doch genauer durchplanen, bevor ich mit dem Schreiben beginne. Da ist es sicher einfacher, wenn man weiß, wer der Täter ist und was die anderen Personen für ein Motiv haben, mit dem man falsche Fährten legen kann.

    Am Ende denke ich mir aber einfach: Solange die Geschichte gut wird, ist mir doch völlig egal, wie der Autor diese nun geschrieben hat. Mit Plot oder ohne. An der Schreibmaschine oder mit Kugelschreiber. Sitzend am Schreibtisch oder im Handstand in der Sporthalle. Was interessierts mich. Hauptsache, die Geschichte stimmt.

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    1. Nun, als Diskussion würde ich das nicht bezeichnen, aber auch schon hier in den Kommentaren wird deutlich, dass die meisten auf ein intensives Plotten eher verzichten. Das geht dann manchmal (nicht immer), mit der Einstellung einher, das Plotten etwas für die ist, die das Schreiben nicht richtig beherrschen… Wobei das niemand so offen aussprechen würde. ;)

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  5. Inspirierender Beitrag … würde es dir etwas ausmachen, wenn ich demnächst auch einen ähnlichen Beitrag bei mir erstelle? Ich hatte ohnehin mehrere Male überlegt, selbst meine Plottingerfahrungen zu teilen (ich bin Plotter, ich liebe das Plotten, aber wenn ich meine Storys mit den Plots vergleiche, merke ich schon, wie sehr die Charaktere immer ein Eigenleben entwickeln, was besonders frustrierend ist, wenn ich keinen Plan habe, was die jetzt eigentlich vorhaben!), und hab erst jetzt, glaube ich, so ein Gefühl dafür bekommen, was ich da rein schreiben könnte … :) LG

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    1. Hallo Eleonore,
      natürlich kannst du auch zu diesem Thema einen Beitrag verfassen. Ich habe auch noch die ganze Zeit eine Beitragsidee zum Thema Glaube und Religion, worüber du ja auch bereits sehr umfangreich geschrieben hast ;)
      Bin gespannt auf deine Erfahrungen!
      Liebe Grüße, Alex

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  6. Auch für mich gehört das Plotten zum Schreiben auf jeden Fall dazu, auch wenn die Vorstellung einfach so vor sich hinzuschreiben, natürlich schöner ist, denn plotten ist für mich harte Arbeit.
    Man muss seine Figuren ganz genau kennen, die Geschichte muss logisch sein und die Fäden, die man am Anfang in verschiedene Richtungen verlaufen, sollten am Ende irgendwie zusammenkommen.

    Andererseits macht die schwierige Arbeit des Plottens auch Spaß, denn man findet selber heraus, funktioniert das überhaupt, was ich mir so überlegt habe oder agieren meine Protagonisten irgendwie seltsam. Das ist ein bisschen so wie ein Rätsel lösen und wenn die Geschichte am Ende steht, hat man die Lösung gefunden.

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    1. Genau das ist auch meine Erfahrung! Manchmal denke ich mir Dinge im Kopf zusammen, die total logisch klingen, aber erst, wenn ich sie in Form eines Plots niedergeschrieben habe, merke ich, dass es nicht so recht zusammenpassen will… ;)

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  7. Tatsächlich finde ich mich jedes Mal in der schwierigen Balance zwischen zu viel plotten (dann habe ich das Gefühl, die Geschichte bereits geschrieben zu haben) und zu wenig plotten (dann weiß ich nicht, was ich als Nächstes schreiben soll, aber so oder so ist zumindest ein gewisses Maß an Plotten wichtig, um überhaupt eine gewisse Struktur zu entwickeln und einen roten Faden zu haben :)
    Sehr schön formuliert mit den Planen auch immer während des Schreibprozesses, so hatte ich das mit den Formulierungen noch nicht betrachtet.
    Liebe Grüße
    Nadine

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    1. Liebe Nadine,
      danke für deine lieben Kommentare :) ich habe leider momentan überhaupt keine Zeit mehr, mich um meinen Blog zu kümmern. :( aber es ist schön zu wissen, dass die Inhalte dennoch gelesen werden.
      LG Alex

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