Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Nicht jeder hat Harry Potter gelesen und nicht jeder Stolz und Vorurteil. Bestimmte Genres gefallen dem einem mehr, dem anderen weniger, und jeder hat sein persönliches Lieblingsbuch. Vielleicht, weil er sich besonders gut mit Hannah Baker und ihren Problemen in Tote Mädchen lügen nicht identifizieren kann, oder weil die Geschichte der Drachenreiter in Eragon einen so mitreißt, oder weil die Gralslegende so genial in Der Da Vinci-Code aufgearbeitet ist.
So verschieden haben sie doch alle eines gemeinsam: Diese Bücher sind Bestseller.
Woran liegt das?
Gibt es etwas, das jedes Buch zu einem guten Buch machen?

Eine allgemeingültige Antwort zu geben, die über „spannend erzählt“ und „voller Emotionen“ hinausgeht, ist schwer. Immerhin empfindet nicht jedermann jede Erzählung gleichermaßen spannend oder gleichermaßen gefühlvoll. Ich habe heute einmal versucht, meine persönlichen Kriterien für ein gutes Buch festzulegen und bin gespannt zu erfahren, wie ihr dazu steht!

 

Eine sympathische Heldengruppe
Ich schreibe explizit Gruppe, weil mir eine sympathische Hauptfigur allein nicht ausreicht. Oftmals erfährt der Protagonist viel Liebe in der Ausgestaltung von Motivation, Emotion und inneren wie äußeren Konflikten, seine Mitstreiter und Freunde bleiben jedoch oft auf der Strecke. Um mich für die Figuren eines Buches zu begeistern, muss die Heldengruppe nicht immer harmonisch-demokratische Problemlöse-Gespräche führen, sondern kann ebenso differenziell und vielschichtig sein wie in der Wirklichkeit.

Detaillierter Hintergrund mit Tiefgang
Traumhafte Prinzessinnen-Gemächer und vollgestopfte Diebeshöhlen werden ja bevorzugt in allen Details beschrieben. Das ist jedoch nicht die Detailliertheit, die mich begeistert. Vielmehr geht es um einen komplex ausgebauten Hintergrund, dessen einzelne Aspekte stimmig ineinandergreifen und ein logisches Gesamtbild erschafft. Für jede außergewöhnliche Regel oder kulturelle Besonderheit, die von unserer abweicht, muss es demnach eine glaubwürdige Begründung und Einbettung in die Gesamthandlung geben.

Komplexe Konflikte
Die Motivation des Antagonisten ist für eine konfliktreiche Handlung von großer Bedeutung. Aber das allein reicht nicht aus. Konflikte entstehen nicht im luftleeren Raum. Wie reagieren andere, Außenstehende, auf den Konflikt? Dabei kann es sich bei einem High School-Drama um Klassenkameraden, Lehrer und die Schulleitung handeln. Bei einer Alieninvasion um die Bevölkerung im Allgemeinen, Politiker, Wissenschaftler und Fanatiker. Ein Konflikt muss meiner Meinung nach in der fiktiven Welt auch einen Widerhall finden. Treten dann noch unterschiedliche Handlungsmotivationen ein, nimmt der Konflikt an Komplexität zu und es wird so richtig spannend!

Richtig unerwartete Wendungen
Ja, dieser Punkt musste ja auf der Liste stehen. Sobald die Handlung vorsehbar ist, ist jede Geschichte langweilig. Aber was für mich der Unterschied macht, sind Wendungen, die unerwartet sind, und Wendungen, mit denen ich ganz und gar nicht gerechnet habe und mich so richtig umhauen! Wenn diese dann noch emotional aufgeladen sind, kann ich einfach nicht weiterlesen, stehe auf, laufe in der Wohnung auf und ab und denke mir nur: Mindf*ck!

Würdet ihr diesen Kriterien zustimmen? Welche würdet ihr hinzufügen oder ändern?

Eure Alex

Photo by Thought Catalog on Unsplash

11 Antworten auf „Was darf in einem guten Buch nicht fehlen?

  1. Sehr schöner Beitrag!
    Tatsächlich finde ich Wendungen aber nicht zwingend notwendig… Also ja, es ist kacke wenn nichts überrascht und man jeden einzelnen Schritt vorhersehen kann… Doch ich finde es auch enorm klasse, wenn man weiß, dass man zum Beispiel unweigerlich auf eine Katastrophe zusteuert und der Autor mit diesem Wissen immer wieder spielt und es andeutet… Das kann so genial gemacht sein! Denken wir als Beispiel nur an Moby Dick oder noch extremer Die Chronik eines angekündigten Todes… Da beginnt Marquez direkt mit dem Mord, den er dann aufschlüsselt. An sich passiert nichts neues, dennoch eines der spannendsten und besten Bücher die ich kenne^^

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    1. Interessant, das habe ich gar nicht in Betracht gezogen. Ich denke, dass das auch durchaus spannend sein kann, aber ich weiß nicht, ob es mich dann immer noch sagen lässt, das gehört zu dem besten, was ich je gelesen habe. Diese Chronik werde ich mir auf jeden Fall bei Gelegenheit einmal anschauen!

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      1. Nun, bei dieser Technik kommt es auch sehr auf den Autoren an, er muss eben genau damit spielen, dass man das Ende schon weiß oder auch nur ahnt und andere Dinge einwerfen bzw den Weg auf eine vllt tragische Weise spannend gestalten, dass es einem um so mehr weh tut, das zu lesen, weil man ja eben weiß, wie es nur enden kann. Wenn es gut gemacht ist hat es wohl auch darin seinen Vorteil, dass es mal eine erfrischend andere Perspektive ist und wie ich auch finde mutig. Als Leser werde ich gerne mal auf so eine Art von Reise mitgenommen. Zumal mich manchmal nervt, wenn Bücher darauf ausgerichtet sind, Wendungen enthalten zu müssen, die einen von den Socken hauen. Das kommt mir dann manchmal wie so ein unnötiger Jumpscare in einem Film vor… Ich meine klar es gibt enorm gute Wendungen, gar keine Frage und es ist oft ein sehr gutes Mittel… Aber ich finde, daran muss man es nicht unbedingt messen… ;)

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      1. Kommt drauf an, wie eng du den philosophischen Hintergrund definierst, aber konkret sprachliche Phänomene hatte ich wie gesagt nicht bedacht, sind aber nicht zu verachten.

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  2. Eine Heldengruppe wäre mir zu viel. Es gibt viele Bücher, bei denen ich hin- und hergerissen werde zwischen verschiedenen Figuren und mit keiner richtig warm werde.
    Interessant, dass es auch Leser gibt, die viele Figuren bevorzugen.

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    1. Das ist nicht genau das, was ich meinte. Ich bevorzuge nicht viele Figuren, es geht mir eher darum, wie die Figuren um den Protagonisten eingebunden und dargestellt werden. Oft werde diese sehr eindimensional dargestellt. Das wirkt auf mich dann unrealistisch und gestellt.

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      1. Verstehe.
        Gerade die Figuren um die Hauptfigur herum sind doch mit die wichtigsten, weil mit ihnen die Hauptfigur interagiert.
        Das ist mir bisher noch nicht aufgefallen, dass diese zu flach gewesen wären. Dank Dir werde ich beim Schreiben auch darauf achten. :)

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  3. Cooler Beitrag! Einigen Punkten kann ich ohne Wenn und Aber zustimmen. Wenn es jedoch um die beliebten „Mindfuck“-Momente geht, merke ich, dass ich mich beim Schreiben durchaus verzetteln kann. Da passiert es sehr rasch, dass ich den Schreibfluss blockiere, weil ich unbedingt eine genial Wendung einbauen möchte und im Endeffekt dann wochenlang gar nichts schreibe… Tja, da ist es dann manchmal sinnvoller einfach drauf loszuschreiben und vielleicht im Nachhinein etwas zu ändern… :-)

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