„Es war Montag und im Geschäft war heute eine Menge Kundschaft.“ … „Es war Montag und-“ … „Es war Montag und im Geschäft…“
Ich verschränke die Arme vor der Brust und schaue in mein genervtes Gesicht, dass sich auf der Bildschirmoberfläche meines Laptops spiegelt. Das Dokument mit meiner Geschichte ist geöffnet und ich lese den letzten Satz zum siebenundachzigsten Mal. In meinem Kopf passiert gar nichts. Ich will schreiben, aber ich komme nicht voran.
Woran liegt das?

Dieser Gedanke quälte mich in den letzten Monaten häufig. Ich schrieb einen, vielleicht zwei Sätze und brach wieder ab. Das Problem, dass ich hatte, erkannte ich erst, als ich wieder einmal gelangweilt an meinem Laptop saß und genau das meinem besten Freund schrieb:
„Hey, ich schreib grad an meiner Geschichte und hab Langeweile. Was machst du?“
Mein eigenes Hobby langweilt mich…? Wait, da stimmt was nicht.
Schon während des Schreibprozesses hatte ich keine Lust mehr, meine eigenen Gedanken niederzuschreiben, geschweige denn sie erneut zu lesen. Wie sollte es da mal einem potentiellen Leser ergehen?

Also ging ich auf Fehlersuche und wurde schnell fündig: Ich verlor mich in ellenlangen Beschreibungen, währenddessen der Plot vollständig zum Erliegen kam, die Seite um Seite füllten und keinerlei Mehrwert für die Handlung hatten. Meine Dialoge zogen sich endlos hin, waren langatmiger als die Geburtstagsrede meines Großonkels und so spritzig wie der Nachmittagsklatsch frühberenteter Hausfrauen. Und selbst die Szenen, die wirklich spannend hätten sein können, hatte ich durch umständliche Formulierungen und ausschweifende Nebensätze in die Wüste der Langeweile verbannt.

Mein neues Credo ist seitdem: Fasse dich kurz!
Offensichtlich neige ich eher dazu, viel zu viel zu schreiben als zu wenig. Mir ist klar geworden, dass ich meine Detailverliebtheit ablegen und mich fokussierter dem Geschehen als dem ganzen Drumherum widmen muss. Falls es dann doch an der einen oder anderen Erklärung hapert, lässt sich das sicher in der Überarbeitungsphase hinzufügen. Aber jetzt heißt es erst einmal, die Handlung voranbringen. Seitdem komme ich auch deutlich schneller voran und – das wichtigste – habe auch wieder Spaß am Schreiben.

Weniger ist eben manchmal mehr.

Eure Alex

Photo by Niklas Hamann on Unsplash

10 Antworten auf „Mein Text ist langweilig! Deiner auch?

  1. Du sammelst doch immer Feedback/Input, u.a. von Leuten, mit denen du chattest. Gibt es da nicht jemanden, der eher kurz sich in seiner Formulierung hält? Der könnte doch durch Zwischenchecks sicherstellen, dass du dich nicht verrennst.

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    1. Ich gebe meinen Text nicht weiter, also gibt es auch keine Bewertung von außen ;) die Rohfassung ist nicht für andere Augen bestimmt, also muss ich das selbst einschätzen lernen^^

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  2. Es kommt auf die Art und Weise der Beschreibung an. Es gibt Romane, in denen kaum was passiert, die aber gerade durch die dichte Beschreibung von Atmosphären lesenswert sind. Es gibt andere Romane, die hektisch ihre Handlung abarbeiten, um nur ja die Leser nicht zu langweilen, aber dabei oberflächlich bleiben und keine lebendige Welt erschaffen. Man sollte vielleicht einen Mittelweg finden, der zum eigenen Schreibprojekt passt.

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    1. Das stimmt natürlich. Aber da ich im Bereich Fantasy-Jugendbuch schreibe, muss ich auch immer ein wenig die Handlung im Blick behalten und vorantreiben, sonst verliere ich die jungen Leser ;)

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  3. Hallo Alex,

    so geht mir das Momentan auch! Ich will schreiben und kriege einfach nichts Vernünftiges getippt und wenn, dann ist es so kompliziert, dass ich selbst nicht verstehe. „Ein Gedanke pro Abschnitt“, haben mir meine Dozenten an der Uni gepredigt. Bei „Uni-Texten“ kriege ich das auch hin, bei meiner Geschichte ist das eine ganz andere Sache, haha. Wovor ich den Hut ziehe, ist du siehst es selbst!
    Mir fällt das manchmal echt irre schwer. :/ Ist aber vielleicht nur eine reine Übungssache! :)
    Ich wünsche dir viel Erfolg beim „Fasse dich kurz“ und das du das regelmäßige Schreiben dadurch aufrechterhalten kannst! :D

    Liebe Grüße,
    Sarah

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    1. Ein Gedanke pro Absatz? Interessante Regel, kannte ich gar nicht^^ Hilft vielleicht tatsächlich, die Argumentation sinnig zu ordnen. Bei einer Geschichte finde ich den Ansatz aber schwer umzusetzen: Wo fängt denn der Gedanke an? Vielleicht eher in Szenen denken? Oder in Sequenzen?
      Ich hoffe, du kannst dein Schreibtief schnell überwinden!
      Ganz liebe Grüße, Alex :)

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      1. Ja, wie gesagt das haben die Dozenten bei uns an der Uni gepredigt. xD
        Natürlich passt es nicht ganz für’s schreiben einer Geschichte, aber wie du schon sagst, wenn man in Szenen oder sonstigem denkt sollte man diesen kleinen „Tip“ auch beim Roman schreiben unterbringen können. :)
        Danke, ich geb mir mühe das es bald mal wieder was neues gibt. :)

        Liebe Grüße, Sarah

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