Noch vor einem Jahr hatte ich erhebliche Bedenken, was Wortzahlvorgaben und ein festes Schreibpensum betrifft. In Schreiben unter Zwang habe ich mich explizit dagegen ausgesprochen, mir selbst ein Arbeitspensum aufzuerlegen.
Heute sehe ich das anders. Wie in meinem letzten WIP beschrieben, liegt meine durchschnittliche Erwartung bei 500 Wörtern am Tag, an freien Tagen bei 1000 Wörtern, und ich denke darüber nach, die Wortzahlvorgabe anzuheben.

Damals wäre das unvorstellbar gewesen.

 

Zum Verständnis: Ich habe im letzten Jahr nach sechs langen Jahren mein Studium der Germanistik und Philosophie abgeschlossen, zwei sehr schreibintensive Studiengänge. Insgesamt habe ich in dieser Zeit dreiundvierzig Hausarbeiten und Essays sowie meine Examensarbeit geschrieben.

Im Gegensatz zum literarischen Schreiben ist wissenschaftliches Schreiben ziemlich anstrengend. Es geht nicht nur darum, komplizierte Sachverhalte richtig darzulegen, eigene Meinungen sinnvoll zu begründen und sich wissenschaftlich gewählt auszudrücken, sondern erst einmal grundlegend das zu verstehen, was andere über das Thema gesagt haben und dieses sinnig in die eigenen Überlegungen einzubinden. Man arbeitet also mit zwei Texten: Den, auf den man sich im Text bezieht und den man verstehen muss, und den, den man selber schreibt und der verständlich sein soll.
Wer einmal in ein wissenschaftliches Werk hineingelesen hat, weiß, dass beides gar nicht so einfach ist.

Während des Studiums war es mir demnach unmöglich, am Abend, nachdem ich den ganzen Tag bereits geschrieben hatte, regelmäßig und diszipliniert an meiner Geschichte zu schreiben. Als ich dann nach meinen Abschlussprüfungen im Januar mit dem ersten Kapitel begann, hatte ich Zeit ohne Ende. Dennoch schleppte sich mein literarisches Schreiben genauso dahin wie mein wissenschaftliches. Dabei sollte es mir doch nun viel leichter fallen, Worte zu Papier zu bringen! Aber so einfach ist es eben nicht. Auch literarisches Schreiben braucht Übung. Während ich Anfang des Jahres noch kaum fähig war, über 300 Wörter am Tag zu schreiben, fällt es mir inzwischen immer leichter, die Gedanken zu meiner Geschichte auszuformulieren.

Umso regelmäßiger man schreibt, umso leichter geht es einem mit der Zeit auch von der Hand. Wichtig ist, sich zu Beginn nicht unter Druck zu setzen. Auch wenn 200 Wörter am Tag nach nicht viel klingt und alle anderen ja so viel mehr schaffen, solltest du lieber mit kleinen Wortzahlvorgaben anfangen.
Ich habe mir zusätzlich immer ein Zeitfenster vorgegeben. Das hilft, die eigene Produktivität einschätzen zu können: Früher habe ich in neunzig Minuten knapp 300 Wörter geschrieben. Heute schaffe ich locker 500 Wörter und habe dennoch genug Zeit, währenddessen auf Facebook oder Instagram zu hängen. Also kann ich das Pensum auch anheben.

Auch Schreiben ist also eine Übungssache. Wer fleißig übt, kommt auch gut voran ;)

Wie viele Wörter schafft ihr durchschnittlich am Tag?

 

Eure Alex

Photo by Luca Laurence on Unsplash

5 Antworten auf „Schreiben – reine Übungssache?

  1. Hey, wieder ein sehr interessanter Beitrag. Ich würde zwar nicht sagen, dass literarisches Schreiben einfach ist, aber ich weiß, wie ätzend wissenschaftliche Texte sind. Wenn ich eine Sache in der Schule gehasst habe, waren das Hausarbeiten. In der Schule wohlgemerkt. Und ich habe mich wirklich gequält mit diesen fünf Seiten. Und was sind schon fünf Seiten Text, wenn es um meinen Roman geht? Das fluxt weg wie nichts (meistens).
    Wie viel ich täglich schaffe, ist sehr unterschiedlich, und zur Zeit arbeite ich auch gar nicht mit Wortvorgaben. Ich gucke zwar, wie viel ich gemacht habe, aber das ist nicht mehr so wichtig. So 1.000 sollten es dennoch schon sein, damit ich es als akzeptablen Tag verbuche (wenn ich nur schreibe). Gut machbar sind an sich auch 2.000-3.000, aber das ist derzeit nicht mein Pensum. An guten Tagen habe ich auch schon 7.000 geschafft, aber das hat sich nur zweimal wiederholt.
    Inzwischen bin ich da nicht mehr so. Denn Kürzen, Überarbeiten, hinzudichten, Planen, auch das gehört alles dazu. Und manchmal schreibe ich stundenlang und es kommen trotzdem nur 300 Wörter dabei rum. Dann will ich mich deswegen nicht fertig machen müssen. Heute zum Beispiel habe ich beschlossen, 1.400 Wörter wegzuwerfen und neu zu schreiben, weil ich die Passage nicht gut genug geplant hatte. War mit schon vorher aufgefallen, aber ich dachte „kriegste schon hin“. Naja.
    Bin jedenfalls gespannt, wie du dein Pensum erhöhen wirst :) Frohes Schaffen!

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  2. zwischen ca. 200 und 6000. je nachdem. du schreibst, wissenschaftlich zu schreiben, sei anstrengender und schwieriger als literarisches schreiben. das würde ich so nicht unterschreiben, auch wenn ich verstehe, was du meinst. es ist ein anderes schreiben. auch beim literarischen schreiben „muss“ man sich an fakten halten (je nachdem, was man schreibt). je nach anspruch, innerer motivation und ziel überhaupt, kann auch das literarische schreiben sehr kraftraubend und anstrengend sein. letztlich ist es aber doch bereicherung. ich habe auch eine zeitlang mir bestimmte schreibzahlen vorgenommen, das mache ich nicht mehr. ich habe das gesamte entspannt. ich schreibe nicht gezwungen, sondern so, wie es will. und manchmal will es viel und manchmal will es wenig. hast du schon mal beim nanowrimo mitgemacht? vielleicht ist das ja auch etwas für dich. ach, und glückwunsch zum abgeschlossenen studium. (die kombi hatte ich auch). schönen tag dir und hab dank für deinen beitrag. liebe grüße vom blog nebenan.

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  3. Nach einer längeren Schreibpause und dem Absolvieren des Kurses von Schreibfluss, Zeit zum Schreiben, schreibe ich momentan ca. 15 Minuten am Tag bzw. mindestens 150 Wörter. Wenn es mehr wird, ist es natürlich noch besser. Klar ist das wenig, aber bei einer 40 h-Woche ist momentan nicht mehr drin. Dazu absolviere ich aber auch noch einen Schreibkurs und lese Sachbücher zum kreativen Schreiben. Ich bin froh, dass ich wieder schreiben kann. Eine neue Geschichte wird wachsen. LG, Susanne

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  4. Ich bin in einer Schreibgruppe und unsere Challenge ist 1.000 Wörter pro Tag. Ich glaube, ich hab das Ziel nur in einer Woche erreicht und die Challenge läuft ständig.
    Deinen Tipp sich am Anfang kleinere Ziele zu setzen und dann eine Routine daraus zu machen, ist super. Hätte ich auch drauf kommen können, denn beim Sport hat es bei mir schließlich auch geklappt.
    Ich werde mal mit 300 Wörtern starten und dann jede Woche 100 draufsetzen.
    Für mich realistische Ziele, ich werde berichten wie es lief.

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