Ein bisschen kann ich es immer noch nicht glauben: Mein Romanprojekt, an dem ich ein Jahr lang geschrieben habe, ist seit dem 12.01. beendet. „Vollendet“ trifft es bei einer Rohfassung wohl eher nicht. Jedenfalls stehen nun nur noch unendliche viele Überarbeitungen an, bis mein Roman-Baby verlagstauglich ist.

Um mich nicht völlig planlos in das Überarbeitungschaos zu stürzen und wie so viele Male zuvor an diesem einen seltsam klingenden Halbsatz zu scheitern (wir kennen ihn alle), habe ich mir das Überarbeiten in Etappen eingeteilt:

  1. Vorarbeit

In den letzten vier Wochen habe ich das Projekt ruhen lassen. Für manchen ist das vielleicht keine lange Zeit, aber wenn man bedenkt, dass ich das erste Kapitel im Januar letzten Jahres verfasst habe, hat es schon eine beträchtliche Ruhezeit hinter sich.
In diesen vier Wochen habe ich den Hintergrund vertieft, Recherche betrieben und letzte Faktenlücken meiner Welt stopfen.

  1. Erste Überarbeitung

Hierzu liegt das Skript einmal vollständig ausgedruckt vor. Nun will ich alle Passagen anstreichen, in denen Informationen hinzugefügt oder gestrichen sowie umgearbeitet werden müssen. Es geht darum, die letzten Details im Plot geradezurücken.

Die angestrichenen Änderungen werden dann in das Skript übernommen. Grobe Rechtschreib- und Tippfehler sollen ebenfalls getilgt werden. An dieser Stelle sollte das Skript bereit sein für seine erste Testleser-Runde.

  1. Alpha-Leser

Das Skript geht nun an die Alpha-Leser, die in erster Linie die Geschichte auf Herz und Nieren prüfen sollen: Sind da noch Plotlöcher oder Logikfehler? Habe ich manches zu ungenau, anderes zu detailliert beschrieben? Haben sich Fehler in der Erzählperspektive eingeschlichen? Wie wird das Leseerlebnis allgemein eingeschätzt?

  1. Zweite Überarbeitung

Nun sollen die Anmerkungen der Alpha-Leser eingearbeitet sowie sprachliche Korrekturen vorgenommen werden. Auch in dieser Phase werde ich das Skript vorher ausdrucken, um mir einen besseren Gesamtüberblick zu verschaffen.

  1. Beta-Leser

Bestenfalls geht es in dieser Phase nicht mehr um den Plot, sondern um rein sprachliche Aspekte sowie Rechtschreibung und Grammatik. Wie werden Figuren, Orte und Handlungen beschrieben? Welche Metaphern werden gewählt? Finden sich Klischees, Wortwiederholungen, hohle Phrasen? Wie sind die Dialoge zu bewerten?

  1. Dritte Überarbeitung

Nun geht es für mich an den sprachlichen Feinschliff: Jeder Buchstabe wird poliert und jedes Komma gerichtet. Auch die Normseiten-Formatierung werde ich in dieser Phase vornehmen.

  1. Lektorat

Zuletzt möchte ich mein Manuskript in die Obhut eines Lektors geben. Meines Erachtens ist dieser Punkt unverzichtbar, bevor es an mögliche Verlage übersendet wird. Auch hieran wird sich eine Überarbeitung anschließen (oder parallel dazu vollziehen), die ich aber nicht einzeln aufführe, da die Bewertung ja nicht von mir geleistet werden wird.

 

Ganz schön aufwendig?

Für mich ist diese Staffelung enorm wichtig: Indem ich mich erst den groben Schnitzern widme, kann ich die Kleinkorrekturen ausblenden. Statt stundenlang an einer Metapher zu schrauben, kann ich mich zügig durch das Manuskript durcharbeiten und sprachliche Details auf später verschieben, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Für meinen Perfektionszwang die beste Methode, um nicht gleich im ersten Absatz zu versacken und an einer zu hohen Erwartungshaltung an mich selbst zu scheitern.

Wie überarbeitet ihr euer Manuskript?

Eure Alex

Photo by Andrew Haimerl on Unsplash

22 Antworten auf „Wie überarbeite ich meine Rohfassung?

      1. Also für das Cover könnte ich dir vielleicht jemand Talentiertes empfehlen.
        Ansonsten … viel Erfolg bei den Schritten! Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht. :)

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  1. Liebe Alexandra. Ich habe meine Rohfassung ja im November (NaNoWriMo) geschrieben, aber noch nicht komplett beendet. Es fehlen ein paar ausleitende Sätze. Momentan plane ich eine kapitelweise Überarbeitung, erst am PC, die zweite Fassung dann ausgedruckt. Ich muss noch einige Szenen nachträglich einfügen, das ist mir beim ersten Nachdenken eingefallen. Die Sache ist noch nicht wirklich rund. Ich wünsche dir viel Erfolg beim Überarbeiten. LG, Susanne

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  2. Liebe Alex,
    Das klingt nach einem richtig guten Plan. Weil ich noch nicht fertig bin mit der Rohfassung, hab ich noch ein bisschen Zeit mir mein Vorgehen zu überlegen. Allerdings bin ich nach den ersten 30K schon mal durch und hab ein- und umgearbeitet, was sich beim Schreiben bereits anders entwickelt hatte als anfangs geplant 🤷‍♀️Ich wünsch Dir alles Liebe, vor allem den langen Atem, den es jetzt nochmal braucht 😊
    LG, Nel

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    1. Hallo Nel,
      ja, einen langen Atem wird es sicher brauchen. Ein bisschen gruselt es mir davor, was noch alles ansteht. Aber hey, einen Schritt nach dem anderen, nicht wahr? ;) LG

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  3. Guter Plan. Bei meinem ersten Roman habe jahrelang herum am Text herumgeschnitzt. Weiter bin ich nicht gekommen. Beim zweiten Roman bin ich daran gescheitert, Testleser zu finden. Und manchmal frage ich mich, warum am dritten Roman schreibe. Ein verdammter langer Weg!!! Du hast einen guten Plan und ich hoffe, du kannst ihn bis zum Schluss durchziehen!!

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    1. Ich finde es gerade richtig schade zu hören, dass es an den Testlesern gescheitert ist :/ Ich habe eher das Gefühl, dass sich Leute darum reißen.

      Ich weiß ja nicht, ob du deinen zweiten Roman komplett aufgegeben hast, was wirklich schade wäre, aber wenn nicht: Ich habe bei irgendwem mal gelesen, dass sie einfach in die Stadt gegangen ist und nach Leuten gesucht hat, die ein Buch in der Hand haben oder in einem Buchladen sind. Sie ist dann zu denen gegangen, die das Genre lesen, welches sie schreibt und hat sie darauf angesprochen, ob sie nicht Lust hätten Testleser für ihr Manuskript zu werden. Sie hat davon erzählt, dass überraschenderweise alle angesprochenen begeistert waren und ihre Arbeit auch mit Sorgfalt erledigt haben. Fand die Methode spannend – gerade, weil Fremde nicht so die Hemmungen haben ehrlich zu sein. Vielleicht wäre das mal eine Idee für dich?

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      1. Obwohl die Antwort nicht an mich ging, danke Lea für deinen Beitrag. Das ist eine tolle aber auch sehr mutige Idee! Ob ich das auch mal probiere?

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  4. Hi!

    Habe heute auf Instagram gesehen, dass du einen Blog hast! :)

    Weil du von Perfektionismus schreibst – ich weiß, wie das ist! Mir ist es so unheimlich schwer gefallen, nicht auf sprachliche Details, sondern andere Fehler zu achten…

    Ich bin bei der Überarbeitung nach Kapiteln vorgegangen. Vorher habe ich mir die wichtigsten Punkte der Geschichte und die Randnotizen in meinem Schreibprogramm noch mal angesehen (vielleicht noch ein paar weitere Notizen gemacht). Eine kleine Recherche wurde noch eingeschoben (wobei ich gestehen muss, dass ich so eine bin, die auch mal zwischendurch recherchiert) und dann am Ausdruck nach Fehlern gesucht und Passagen markiert, die ich unbedingt noch ändern wollte oder bei denen etwas gefehlt hat. Gleichzeitig habe ich immer mit dem Computer gearbeitet – weil da eben auch die Randnotizen stehen.
    Rechtschreibfehler oder Buchstabendreher entdecke ich am besten am Ausdruck. Wobei ich diese Aufgabe sowieso nochmal vertrauensvoll in die Hände eines besonderen Testlesers legte.

    Im Moment kann ich nicht sagen, ob ich bei meinem nächsten Manuskript auch so vorgehe – ich denke ich werde die Überarbeitung noch verfeinern :)
    Mein Manuskript ist jetzt von den Testlesern zurück und es bekommt noch einmal eine Überarbeitung bis es ins Lektorat geht.

    Ich wünsche dir ganz viel Energie für deine nächsten Schritte!

    Alles Liebe,
    Lisa

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    1. Hallo Lisa,
      lieben Dank für deinen ausführlichen Kommentar! Ich hab auch schon während des Schreibens Randnotizen am Text gemacht, die habe ich auch mit ausgedruckt, sodass ich mich vom Medium Laptop erstmal ganz lösen kann. Es tut mir ganz gut, mal nicht auf den Flimmerbildschirm zu starren. Und Recherchieren muss ich sicher auch immer wieder zwischendurch. Da fällt immer mal etwas auf, das noch nachgeschaut werden muss.
      Aber schön zu wissen, dass auch andere es trotz Perfektionismus zu einem guten Ende gebracht haben :)
      LG Alex

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  5. Erstmal – hast du das Design deines Blogs verändert oder sieht der am Laptop einfach ganz anders aus als am Handy? :D

    Meine Überarbeitung soll eigentlich genauso verlaufen wie deine (zumindest in den meisten Punkten – ein Lektorat werde ich mir wohl eher nicht leisten können). Aber davor mache ich noch eine Kapitelweise laufende Überarbeitung in der ich zuerst das Kapitel durchlese, die Absätze richtig formatiere und Sätze umstelle etc.
    Danach will ich es dann machen wie du – ausdrucken, markieren,…

    LG

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    1. Das Design ist schon lange dasselbe und ich habe auch nicht das Gefühl, dass das so anders aussieht in der mobilen oder in der Desktop-Variante^^
      Und ja, eine ordentliche Formatierung soll es auch geben – aber erst am Ende, wenn ich nicht noch tausend Mal im Text rumstreiche^^

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      1. Hmm, okay. Dann weiß ich auch nicht. Ich hatte es ganz anders in Erinnerung.

        Ich habe meins eigentlich komplett im Fließtext geschrieben. Das könnte ich weder mir noch Testlesern antun, weil es viel zu erschlagend wirkt :D

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  6. Wie überarbeitet ihr euer Manuskript? – Deine Frage möchte ich so beantworten, indem ich ganz von vorne beginne. Denn irgendwie ist schreiben ja an sich schon ein einziger Akt der Überarbeitung.

    1.) Grundidee aufschreiben; die, durch welche Inspirationsquelle auch immer, zu mir geflogen kommt.
    2.) Alles sammeln, was zu dieser Grundidee passen könnte. Figuren, Orte, Szenen usw. (kann durchaus einige Jahre in Anspruch nehmen).
    3.) Das Chaos dieser Sammlung dann eines Tages hervorholen und ordnen. Es in Reihenfolge bringen. Was, wann, wo, und wie etwas passieren soll (quasi Konturen zeichnen). Wobei die Definition des Endes an erster stelle steht, damit ich weiß wo die Reise hingehen soll.
    4.) Die einzelnen Szenen nach und nach mit leben füllen (die Konturen ausmalen).
    5.) Pause! Abstand gewinnen (länge ist unterschiedlich).
    6.) Streichen, ergänzen, ändern …
    7.) wie Punkt 5
    8.) Der Freigeist hat seien Dienst getan und darf mit neuen Ideen spielen. Das Lektorenauge hat das Projekt an sich gerissen. Also, alles so lesen/überarbeiten als sei es ein fremder Text (ist nicht so einfach, aber möglich).
    9.) Abgabe an Testleser
    10.) Testleseranmerkungen wegschmeißen … Nein, natürlich nicht, sondern über- und gegebenenfalls einarbeiten.
    11.) Alles im Ganzen noch mal begutachten.
    12.) Abgabe an Profilektor.
    13.) Lektorenanmerkungen durchgehen und das Buch neu schreiben (Spaß!). Natürlich alles noch einmal durchgehen mit den Anmerkungen.
    14.) Endkorrektur (Rechtschreibung und Co.) von einem Profi durchführen lassen.
    15.) Letzte mal lesen und 3-5 Sachen ändern und schnell zur Druckerei damit – sonst wird man ja nie fertig.

    Das ist natürlich nur meine Art, keine allgemeingültige Vorgehensweise. Aber so in etwa entstehen die Noxlupus Bücher und Geschichten. Zudem arbeite ich, je nach Bedarf, mit Papierausdruck, wo ich dann anschließend die Notizen in die Datei übertrage oder eben gleich am PC.

    Soweit mein Schaffensweg.

    LG
    Aaron King/Nick Francis und Andere von Noxlpus

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