An dieser Frage kommt über kurz oder lang wohl kein Schreiberling vorbei. Besonders junge Autoren werden damit immer wieder konfrontiert: Was man denn mit dem, was man da schreibt, vorhätte und ob man damit tatsächlich Geld verdienen kann. Am liebsten gestellt vom neugierigen Großonkel und der tratschigen Cousine eines Vetters. (Ebenfalls in ihrem Fragenrepertoire ganz weit oben: „Immer noch Single?“ und „Wie siehts denn aus mit der Kinderplanung?“)

Solche Fragen sind im Mindesten lästig, aber häufig auch ziemlich verunsichernd. Denn meistens wird im weiteren Gesprächsverlauf nachgebohrt, angezweifelt und zu guter Letzt das eigene Schreibvorhaben belächelt. Zurück bleibt das Gefühl, das weder das Werk ausreichend dargestellt noch richtig verstanden wurde, und die eigene schriftstellerische Leistung nicht anerkannt wird. Nicht selten bleibt der fade Nachgeschmack, man wäre nicht gut genug – und hängt die Sache mit dem Schreiben an den Haken.

So weit sollst du es nicht kommen lassen! Über die Jahre habe ich eine passable Strategie entwickelt, wie man am besten mit diesen Fragen umgehen sollte.
Hier meine Tipps:

1. Sei realistisch
Die Frage „Und davon willst du leben?“ zielt häufig nicht auf deine persönlichen Lebensziele oder Berufswünsche ab. Dahinter steckt die Annahme, du könntest die finanzielle Situation eines Autors nicht realistisch einschätzen. In erster Linie sollte dir selber klar sein, dass es nicht einfach ist, allein vom Bücherschreiben zu leben. Viele Autoren haben ein oder zwei Nebenjobs, die ihnen ein gesichertes Einkommen ermöglichen.
Diesen Fakt kannst du ganz einfach erzählen, ohne dabei konkret auf deinen eigenen Vorstellungen eingehen zu müssen. Das wirkt professionell und weniger realitätsfremd. Im Grunde beantwortest du damit die Frage, ohne sie wirklich zu beantworten. Wie deine finanzielle Situation aussieht, geht solche Menschen nämlich meistens auch gar nichts an.
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2. Fasse dich kurz
Häufig wird als nächstes gefragt, worüber du schreibst. Bedenke dabei, dass dein Gegenüber meist keine Leseratte ist und sich nur wenig in dem zunehmenden Genre-Dschungel auskennt. Statt Dark Romance und Young Adult solltest du besser schlicht von einer Liebesgeschichte oder einem Jugendroman sprechen. Umso knapper deine Antwort ausfällt, umso weniger Angriffs- bzw. Diskussionsfläche bietest du. Meist kannst du dir mit der Genre-Nennung eine inhaltliche Zusammenfassung bereits sparen, die nur wieder zu weiteren lästigen Nachfragen und Aussagen wie „Und das liest jemand?“ führt. (Du weißt nicht, in welches Genre dein Buch einzuordnen ist? Dann informiere dich doch hier: Das richtige Genre finden)

3. Hör auf dich zu rechtfertigen
Leute, die solche Fragen stellen, werden dir weder bei einer Plotlücke noch bei der Verlagssuche helfen. Warum erzählst du ihm/ihr dann alles in aller Ausführlichkeit?
Frage dich lieber, ob dein Gegenüber das tatsächlich wissen möchte. Steckt da echtes Interesse dahinter oder will er/sie dich nur aufziehen/verunsichern/belehren? Häufig rutscht man dadurch immer weiter in einen Rechtfertigungsstrudel ab, aus dem man nur als Verlierer hervorgehen kann.
Wenn das so ist, versuche, dass Gespräch zügig zu beenden oder auf ein anderes Thema zu bringen. Du bist nicht verpflichtet, all deine Träume, die du mit dem Schreiben verbindest, jedem offenzulegen, der blöd nachfragt.

Ich hoffe, du kommst mit diesen Hinweisen leichter durchs nächste Gespräch mit Tante Berta ;)
Alex

Photo by Soyoung Han on Unsplash

Eine Antwort auf „„Und davon willst du leben?“ – Ein Survivalguide

  1. Wichtig für mich ist immer, das Motiv dahinter zu kennen: Will die Person bewusst nur sticheln, versteht sie es vielleicht einfach nicht und will’s wissen oder ist es echte Sorge…
    für die meisten Menschen wird alles, was sie nicht verstehen, gleich als Falsch und Schlecht abgestempelt.
    Alles Gute wünsch ich dir! Rox

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