Als ich das erste Mal anfing, eine Geschichte zu schreiben, hatte ich keine Vorstellung davon, wie viele Worte es braucht, all das, was ich in meinem Kopf hatte, zu erzählen. Allein eine Geschichte vom Anfang bis zum Ende zu Papier zu bringen, war Herausforderung genug. Besonders bei meinem eher langsamen Schreibstil. Ich dachte mir: Wie lang die Geschichte wird, ist ja abhängig davon, was es zu erzählen gibt. Wieso also mit Zahlen beschäftigen, wenn es erst einmal nur um Buchstaben geht?
Zum Schluss kamen 120k Wörter zusammen. Ein recht umfangreiches Werk für den Einstieg, wie ich inzwischen weiß. Ein Jugendbuch hat im Schnitt zwischen 80k und 100k. Bei einem Fantasyroman können es schon mal 100k bis 120k werden. So viele Worte braucht die Geschichte meist auch, um ausreichend in die fantastische Welt einzuführen. Manche Bücher haben auch bis zu 150k.
Aber nicht jeder will oder kann sich an solche Maße halten. Während die einen Autoren kurz und knackig erzählen und nicht über eine scheinbar magische Grenze von 70k kommen, egal, was sie schreiben, verlieren sich andere in Details und müssen in der Überarbeitung mühselig die 170k auf die Hälfte einkürzen.
Letztendlich ist das aber auch eine Frage des Stils und der Art von Geschichte, die der Autor erzählen will.
Warum es trotzdem sinnvoll ist, sich an einem gewissen Wortmaß zu orientieren?
Bei einer überdurchschnittliche großen Wortzahl kann es schwer werden einen Verlag zu finden, der den Schinken auch annimmt. Besonders als Debütautor. Denn mit steigender Seitenzahl steigt auch der Respekt der Leserschaft, sich einem solchen Buch anzunehmen. Und: Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass zu viel erzählt wird – und dadurch die Spannung flöten geht.
Anders herum ahnen Lektoren bei zu wenig Worten, dass die Erwartungen der Leser an Tiefgründigkeit von Charakteren und Welt nicht erfüllt werden.
Ein Blick auf andere epische Fantasy-Romane, wie sie in meinem Bücherregal stehen, haben aber locker 150k oder mehr, wie zum Beispiel „Der Name des Windes“ von Patrick Rothfuss mit 265k Wörtern. In einem Beitrag von tor-online.de ist sogar die Rede davon, dass ein epischer Fantasy-Roman gar nicht mit weniger als 150k Wörter auskommt. Andererseits ist „Der Ozean am Ende der Straße“ von Neil Gaiman dagegen geradezu eine fantastische Kurzgeschichte und kein Roman mehr.
Eine Garantie, dass Aufbauschen oder Einkürzen der Schlüssel zum Erfolg ist, gibt es jedoch nicht. Letztendlich muss der Umfang des Werks mit Stil des Autors und der Erzählung zusammenpassen. Mit Qualität lassen sich mit Sicherheit Verlag und Leserschaft auch unabhängig von der Quantität überzeugen.
Wir lesen uns.
Alex
Photo by Anne Nygård on Unsplash
Ich überarbeite und kürze seit Monaten, aber es bleibt wie magisch bei 120K … Es soll wohl einfach so sein…
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120k ist doch ein gutes Maß :) mir scheint, dass es in der überarbeitung eher mehr werden, 150k vielleicht 😭
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Das ging mir zuerst auch so, statt zu kürzen hab ich verlängert, weil mir noch erklärende Hintergründe eingefallen sind… Aber zum Glück hab ich dann mit Hilfe einiger Testleser noch ein paar Stellen gefunden, die ich wegkürzen konnte. Die Überarbeitung dauert jetzt schon fast 1 Jahr! – An was schreibst du denn gerade?
LG, Tala
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Ich denke, ich werde sogar länger als ein Jahr brauchen 🙈 bin leider nicht so wahnsinnig schnell dabei. Und hoffe, dass ich auch noch ein paar stellen zum streichen finde.
Ich schreibe an einem Fantasy-Roman, in dem Menschen Elemente beherrschen können. Gaaanz grob gesagt. 😅 und du?
LG Alex
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Ist dein Roman Urban Fantasy oder hast du eine ganz neue Welt erfunden?
Ich schreib an einem Zeitreise-Roman, der sozusagen 1198 und 2022 spielt :-) Die Zeitreise ist aber das einzige fantastische Element, daher weiß ich nicht recht, ob man es wirklich „Fantasy“ nennen sollte. Ich hab gemerkt, dass ich am besten Überarbeiten kann, wenn ich möglichst regelmäßig, am besten täglich, dran bleibe. Dann vergesse ich nicht so viele Details. Aber leider funkt da oft die Arbeit dazwischen…
LG, Tala
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