„Hast du doch!“
„Hab ich nicht!“
„Doch!“
„Nein!“
„Ich hab es aber genau gesehen!“
Bei solchen Konfliktgesprächen denke ich immer an zwei kleine Kinder, die sich darüber streiten, wer das Nutellaglas geleert hat: Zwar ganz niedlich, aber letztendlich banal. Konflikte in Geschichten sollten weder das eine noch das andere sein. Ein guter Konflikt ist deutlich gehaltvoller als ein Schokobrot am Morgen.
Doch gerade wenn wir als Autor richtig auftischen wollen, wirken Konflikte mitunter gestellt. Die Streits sind nur lauwarm, das Verhalten gekünstelt und am Ende bleibt der fade Nachgeschmack von gewollt, aber nicht gekonnt.
Deswegen hier sieben Tipps, die euren Konflikten die richtige Schärfe geben:
(1) Lasst eure Figuren sich nicht in stumpfen Wortwechseln wie die oben ergehen. So streiten kleine Kinder. Erwachsene suchen gezielt nach starken Argumenten, die sie oft auch wiederholen, um ihnen Nachdruck zu verleihen. Versetzt euch dabei in beide Ansichten gleichermaßen hinein. Die Argumentationslinien sollten dem Leser logisch und halbwegs ausgeglichen erscheinen.
(2) Erwachsene versuchen gezielt, Argumente des anderen zu entkräften. Lasst die Aussage einer Figur also nicht kommentarlos stehen, sondern bringt glaubwürdige Gegenargumente an.
(3) Dennoch muss nicht jede Figur immer mit vollem Eifer in den Streit einsteigen. Ist eine eurer Figuren eher ruhig und von friedlichem Gemüt, erscheint es unplausibel, wenn diese sich plötzlich lauthals in ein Wortgefecht stürzt. Bleibt den Charakteren treu. Auch Ignoranz kann ein starkes Konfliktpotential mit sich bringen.
(4) Zudem muss sich ein Streit nicht auf sein Ausgangsthema beschränken. Geht es richtig zur Sache, neigen wir dazu, offen oder versteckt, weitere Vorwürfe anzubringen und über Themen zu streiten, die mit dem Ausgangskonflikt gar nichts zu tun haben.
(5) Nicht untypisch ist es ebenfalls, andere Personen in den Konflikt einzubinden oder sie aufzufordern, die eigene Meinung zu vertreten. Entweder winden sich die Außenstehenden heraus, umso tiefgreifender und bedeutender der Streit jedoch ist, ergreifen sie eher Partei oder mischen sich ganz bewusst in die Auseinandersetzung ein.
(6) Streits, die ein solches Ausmaß angenommen haben, dass eine ganze Gruppe darin involviert ist, sind auch häufig nicht so schnell wieder beigelegt. Aber auch bei tiefschürfenden Konflikten zwischen zwei Personen ist es untypisch, sich kurz danach wieder glücklich in den Armen zu liegen. Oftmals bricht das Streitgespräch an einem bestimmten Punkt ab, obwohl keine Lösung gefunden wurde. Der Konflikt brodelt dann insgeheim weiter und bricht an anderer, vielleicht deutlich unpassenderer Stelle, wieder aus.
(7) Nicht zuletzt kann auch jeder Streit von der verbalen auf die körperliche Ebene wechseln. Handgreiflichkeiten können dem eher statischen Verlauf eines Streites mehr Dynamik verleihen, wobei es dabei nicht gleich zu einer großen Prügelei oder der obligatorischen Ohrfeige kommen muss. Auch Drohgebärden, Rückzüge, Fäuste ballen und auf den Tisch schlagen sind bereits Ausdruck einer Streithandlung.
Also, auf einen gepfefferten Schlagabtausch!
Eure Alex
Photo by Pixabay
Sehr schöne Tipps😊
Doch ich denke, was noch fehlt ist: eben nicht jeder Streit, auch wenn er von Erwachsenen geführt wird, ist rational oder argumentativ… Wir sind in den meisten Fällen eben vordergründig emotionale Wesen denke ich… Und gerade ein Streit, der wirklich an die Grundfesten geht… Der vllt auch viel zu lange unterdrückt wurde (man denke an ein Ehepaar als Beispiel, dass sich seit zwei Jahren vorspielt, alles wäre noch gut, obwohl dem nicht so ist)… Oft ist das Problem dann so grundlegend und hat sich derart eingeschlichen, dass man keine Argumente hat, sondern nur mit Vorwürfen arbeitet. Oft nehmen Menschen sich nicht die Zeit, zu überlegen, was sie nun wirklich stört, der Streit passiert aus einem Affekt beinahe. Natürlich nicht alle und es ist auch wichtig wie du sagst streits mit Argumenten zu bringen, doch die Personen sollten sich nicht immer rational verhalten, denke ich…, 😉
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